Ein rätselhafter Bau
Zu den besonderen Sehenswürdigkeiten von Pfullendorf gehört ohne Zweifel
das Alte Haus in der Museumgasse 3 (ehemals Grabengasse) Nr. 1, steht es doch im Ruf, das älteste
bürgerliche Wohnhaus Süddeutschlands zu sein. Doch abgesehen davon, verdient
es schon wegen seiner Größe (Erdgeschoss 16,51 x 10,52 m / Obergeschoss 18,10
x 11,86 m), seiner eigenartigen Bauweise und der Riesekappe seines
hohlziegelbedeckten Krüppelwalmdachs, kurz wegen des wuchtigen Eindrucks, den
es auf den Betrachter ausübt, jedermanns Aufmerksamkeit. Dazu kommt noch sein
hohes Alter. Ein Glücksfall, das die eingemeißelte Jahreszahl 1317 am Tor-
oder Türbogen im Inneren auf halber Höhe des Untergeschosses nun schon 688
Jahre lang ein untrüglicher Beweis dafür ist und damit die Bezeichnung
"Das Alte Haus" sozusagen als Ehrentitel voll und ganz zurecht
besteht.
Renovationsergebnis:
1953/1955 mit Bodman'scher Torkelhausverzierung (18. Jahrh.)!
Im Jahr 1317 in allemanischer Hochständerbauweise erbautes Bürgerhaus.
Als eines der ältesten in Süddeutschland, steht es im mittelpunkt jeder Stadtführung.
Besonders beeindruckend sind die strahlförmig, von allen vier Seiten auf die Mitte des Hauses zulaufenden Balken.
Dort hielt ein Sandkasten das Gleichgewicht der Konstruktion.
Renovation 1953 - 1955
Die Renovation dieser Jahre versuchte, von der Neubedachung mit Hohlziegeln und dem Ersetzen der unbrauchbar gewordenen Balken abgesehen, den originalen Zustand des Äußeren wiederherzustellen. Dies konnte verhältnismäßig leicht gelingen, da die Stellen, in die großen Streben, Kopf- und Fußbüge sowie Horizontalbalken eingesetzt werden mußten, leicht zu erkennen waren.
Natürlich führte man die Arbeit nach alter Handwerksart aus.
Jedes Stück schlug der Zimmermann mit dem Breitbeil in die richtige Form, und die Verzapfungen und Verblattungen wurden mit konischen Holznägeln (Dollen) gesichert.
Nach so beendeter Arbeit konnte man sagen: Der Bau steht und hält wieder, und das Haus ist viel schöner als zuvor!
Die Füllungen der Gefache im unteren Stockwerk kann allerdings kein Gefallen finden. Es wurde hier nach dem Muster des Torkelhauses von Bodman (18. Jahrh.!) eine Art Backsteinfiligran eingesetzt, das in krassem Widerspruch zur massigen Wucht des Baues steht und mit der "originalen" Gestalt dieser Schauseite sicher nicht das geringste zu tun hat. Dieser Ziegelfirlefanz soll nun möglichst bald verschwinden.
Zeichnung des
Stadtbaumeisters Schober von 1883 Altes Haus Heute
Bild links: Blick auf die Nord-Ost-Ecke vom aufgefüllten Stadtgraben her. Die Hausmauer bildete zugleich ein Stück der Stadtmauer (Abbruchstelle sichtbar).
Vor 1911
Aufriss rechts: Oberseite (gegen die Grabengasse) - links der Hauseingang, rechts der mit gehauenen Ecksteinen befestigte Bau von 1317.